Kochen frei von der Leber weg

Rezept Brat-Reis

war schon immer mein Wunsch als junge Frau und Mutter. Inzwischen ist ein halbes Leben vergangen. Manchmal dauert es eben ein bisschen länger, ehe sich die Weichen stellen. So war mein Familienleben, wie sicher bei vielen anderen auch, von „ich habe keine Zeit. „ich habe keine Idee.“ „Ich habe nicht die passenden Zutaten.“ „Ich habe keine Lust.“ „Ich habe keine …“ getragen.

Aua, das tut nicht gut. Die Energien, chinesisch betrachtet das Qi, in uns will fließen, frei sein, sich ausleben dürfen. Lassen wir das nicht zu, beginnt die Laus über die Leber zu laufen und unser Inneres fühlt sich „angepisst“.

Dies in ein Zustand worauf kein Arzt eine Pillen hat, zumindest nicht hierzulande. In den östlichen Ländern schon. Dort wird dieser Zustand als Leber-Qi-Stagnation bezeichnet. Es läuft nicht rund. Es fließt nicht. Das Gesicht ist zur Faust geballt. Da spuckt jemand Galle. Da zeigt sich Kopfschmerz bis zur Migräne, da spinnt die Verdauung, der Bauch tut weh, von der Laune gar nicht zu sprechen.

Kein Geheimnis ist sicherlich, dass das Geschilderte durchaus mit unseren Emotionen zu tun hat. Und es ist auch kein Geheimnis, dass unser Essen dabei eine Rolle spielen kann. Schauen wir uns die Menschen an, die ihre Wut – als eine Emotion der geballten Leber – vor sich hertragen wie ein Schutzschild, ist möglicherweise dahinter ein durchaus liebenswerter Mensch versteckt. Nur kann er eben nicht aus seiner Haut. Möglicherweise helfen ihm gewisse schlechte Gewohnheiten um die inneren angestauten Wellen zu glätten. Er greift zu Alkohol um sich zu beruhigen. Er ist gern Scharfes um, „unbewusst“ seine angestauten Energien damit zu bewegen. Er isst gern deftiges Essen, denn der Hunger plagt ihn sehr. Und schließlich sollte sich der Mensch doch auch was gönnen.

Der Alltag fordert nicht nur diese beschriebenen Menschen heraus. Auch die gesundheitsbewussten haben ihr Köfferchen zu tragen. Sie schauen hier und dort, wie es andere machen, sich gesund zu ernähren. Sie sind wie Fähnchen im Wind. Immer auf der Suche, ihren inneren Köper irgendwie eine gesunde Pause zu verschaffen. Sie sind ständig in Aktion, was sich in diesem Moment sicherlich gut anfühlt. Doch irgendwann geht nichts mehr, die Kräfte sind verbraucht und der Atem zum Durchhalten auch.

Die Leber und die Gallenblase sind Bestandteil unseres Verdauungsapparates. Schauen wir etwas weiter hinein, kommen noch andere „Eigenschaften“ zum Vorschein. Es gibt für jedes Organ ein paar hinweisende Sprüchlein, nicht nur über die Leber und Gallenblase.

Wenn keine Laus über die Leber laufen soll, sollten wir dafür sorgen, dass wir das was wir uns vornehmen auch in die Tat umsetzen. Dabei unterstützen uns diese Organe sehr. Die Leber ist wie ein General. Sie macht Pläne. Die Gallenblase unterstützt den General, indem sie dafür sorgt, dass jene auch in die Tat umgesetzt werden. In China werden die Menschen, die immer nur Wollen und nicht tun, denen der Mut dazu fehlt, als „Menschen mit einer kleinen Gallenblase bezeichnet“. Und wenn das Organ gar nicht mehr im Körper vorhanden ist, wird der Mut nicht größer, außer wir ersetzten es energetisch mit Umsetzen der Dinge, die uns gut tun.

Was tun? Tun eben. Zum Beispiel Kochen. Kochen frei von der Leber weg ist eine Möglichkeit. Ebenso Bewegung und Kochen, wobei wir gut atmen, was wiederum die Verdauung unterstützt und ebenso die gute Laune. Da haben die Läuse keine Chance.

Ich hatte in Bezug auf das freie Kochen zwei Schlüsselerlebnisse. Das Erste Erlebnis als Folge dessen, dass ich gut kochen kann war, dass ich über vier Jahre auf Festivals für die Küche angeheuert wurde. Meine Aufgabe bestand in der Logistik, also Einkaufslisten, Lieferungen und jeden Abend ca. 20 Menschen anleiten, die aus den Zutaten alles für die Köchin in der Feldküche zubereitet. Und jene war mein Vorbild. Es war für mich fast Zauberei wie aus den Zutaten und den ihrigen Gewürzen ein 5 Gänge-Menü für bis zu 180 Menschen entstand, ohne, dass sie ständig ins Rezept schauen musste. Und das zweite, einige Zeit später, wo ich aus irgendeinen Grund vor dem Wochenende nicht einkaufen war – möglicherweise keine Lust, keine Zeit … Am Sonntag tummelte sich ein einsamer Blumenkohl im Kühlschrank. Die Mittagszeit kam heran und auch der Hunger lies nicht mehr lange auf sich warten. Also dann. Was könnte ich aus einen Blumenkohl kochen, was satt und zufrieden macht? Der Blumenkohl war sozusagen der „Kaiser“ in meinem Gericht. Und es gesellten sich „Gehilfen“ dazu, wie Kartoffel, Ei, saure Sahne, Muskatnuss. Und genau das habe ich in ein Gratin zusammengebracht. Ups, wie einfach war das denn. Juhuuu, ich kann ohne Rezeptbuch kochen. Von da an habe ich mich dafür begeistern können. Und ihr könnt euch ja sicher vorstellen, was passiert, wenn Begeisterung ins Spiel kommt. Diese hat genügend Kraft und Energie Bäume zu versetzen und Leber-Qi-Stau aufzulösen.

Die Leber und die Gallenblase sind die Organe, die etwas in Bewegung bringen können. So wie der nahende Frühling in der Natur. Alles strömt nach außen. Wenn die Pflanzen aus irgendeinen Grund daran gehindert werden, werden sie verkümmern – wie auch die Menschen.

So können wir die Leber und Gallenblase gut mit Nahrungsmitteln unterstützen, die grün und saftig sind. Es dauert noch ein Weilchen, bis es auf den Wochenmärkten die erste eigene Ernte von Gemüse und Kräutern gibt. Und wenn sie dann da sind, gibt es keinen Halt mehr. Diese so üppige anzuschauende und voller Energie zu spürende Nahrung will einfach verarbeitet, gekocht und gegessen werden. Weiterhin können wir die Leber unterstützen indem wir nach dem Winter kleine Entlastungskuren einbauen. Davon habe ich im letzten Beitrag bereits berichtet.

Also dann, lasst die Energie fließen, ran an den Kochtopf, ohne Ausreden für Wohlfühlen und gute Laune.

Eure Lebens-Kochtopf-Flüsterin Regina

Rester-Essen kreativ: Zwiebeln, Reis in Sesamöl angebraten; gewürzt mit Ingwer, Paprikapulver, frisch gemahlenen Koriander; in feine Streifen geschnittenen Wirsingkohl separat in Öl gebraten; Paprika in Öl gebraten, alles gemischt und abgeschmeckt; pro Person ein Rührei in die Mitte gesetzt