Durst, Feuerlöscher oder Überschwemmung

Du bist, was du isst. Und wie ist es mit dem Trinken? Hunger und Appetit sind zwei Zustände, die sich durchaus unterscheiden. Bei Durst verhält es sich ähnlich.

Auf meine Frage, wie der eigene Durst eingeschätzt wird, kommt meist eine Antwort zum Trinkverhalten. Wie bei so vielen Dingen, die uns über Gesundheit angetragen werden, hören und lesen wir so oft wie essentiell es ist so und so viel Liter pro Tag zu trinken. Manchmal lese ich das auch aufgeschlüsselt auf das Körpergewicht. Dass das Körpergewicht eines Menschen keine Schlüsse auf die Trinkmenge nach sich ziehen muss können wir erfahren, wenn wir uns die Natur des Menschen näher betrachten.

Meistens erzählen mir Frauen, dass sie ganz beflissentlich die Trinkflasche oder Co in unmittelbarer Nähe haben, um über den Tag ständig daran erinnert zu werden das Trinken nicht zu vernachlässigen. Dabei haben sie gar keinen richtigen Durst, oder doch? Unser Körper besteht, statistisch gesehen, zwischen 60 und 75 % Wasser. Wasser ist elementar für viele Vorgänge, wie zum Beispiel Befeuchtung, Transport, Wärme verantwortlich.

Wenn von etwas viel da ist, haben wir nicht das Bedürfnis noch was dazu zu tun. So ist oft ein inneres Ungleichgewicht dafür verantwortlich, dass wir keinen Durst haben. Das finden wir, wenn im Menschen bereits viel Feuchtigkeit vorherrscht. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Meist handelt es sich um eine Unterfunktion im Stoffwechselprozess, was wir u. a. an weichen Stuhl oder Durchfall, Ödeme, Schweregefühl von einzelnen Körperteilen erfahren. Oft ist Feuchtigkeit auch völlig im Inneren verborgen. Die im Körper angelegten Regelmechanismen bringen nun die Meldung, dass genügend Flüssigkeit vorhanden ist und kein Bedarf an Weiteren besteht. Das Fatale daran ist jedoch, dass diese Flüssigkeiten nicht der reinen Art sind (gute Säfte), die die Körperfunktionen unterstützen, sondern meist angesammeltes (Schlacken)wasser, was eigentlich da nicht hingehört. Der Körper kann diese nicht von Flüssigkeiten (schlechte Säfte) unterscheiden und es kommt zu Fehlregulation. In einer solchen Situation zeigt uns der Organismus gleichzeitig Trockenheit in Form von z. B. trockenen Haar, Haut oder Schleimhäute. Hier ist es tatsächlich angezeigt, dass sich die betroffene Person zum Trinken anhält. Ebenso wird eine Person der ständig kalt ist, weniger trinken wollen, schon gar nichts Kaltes.

Ganz anders ist es bei Menschen, die gar nicht ohne Trinken aus dem Haus gehen können. Die (im optimalen Fall) Flasche kaltes Wasser wirkt wie ein Feuerlöscher. Diese Personen sind eher die Typen, die auch im Winter kurzärmlich und ohne Mütze und Schal unterwegs sind. Im Chinesischen sprechen wir von einer inneren Hitze. Die Hitze in diesen Mustern kann mit einer Entzündung zusammenhängen, mit einer Infektion, mit Fieber, mit der Hitze, die durch starke, langanhaltende Anspannung entsteht oder einfach nur mit der Einwirkung von äußerer Hitze. Sie leiden vielleicht u. a. an Magenbrennen, Mundtrockenheit, Aphten und ständiger Lust auf kalte Getränke.

Und da es meist nie das Eine oder das Andere gibt, gibt es die Mischtypen. Das können Personen sein, die innere Kälte und Feuchtigkeit oder innere Hitze und Feuchtigkeit haben. All das lässt sich durch unterschiedliche körperliche Symptome ziemlich gut herausfinden. Und mich fasziniert es immer wieder, was so ein Körper alles über sich erzählen kann.

Also was und wie viel trinken wir denn nun? Das WIE viel ist so eine Sache, die auch jeder für sich testen sollte. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass hinter so einen kleinen Appetit öfter ein Durst steht. Gehe ich innerhalb von 2 Stunden nach dem Essen auf Nahrungssuche, ist es für mich ziemlich sicher, dass kein Essen sondern Trinken dran ist. Ein guter Indikator ist die Beobachtung der Wasser-Ausscheidung in Menge und Farbe und auch das Gefühl im Mund.

Das WAS ist schon eindeutiger. Der beste reinste Saft ist Wasser, im Idealfall körperwarm. Wasser ist neutral und hat (außer extrem temperiert) keinen Einfluss auf Hitze oder Kälte. Es befeuchtet und regt die Organe zum ordnungsgemäßen Arbeiten an. Dafür sind diese sehr dankbar. Alles was dem Wasser als Getränk zugefügt ist, hat eine Wirkung in eine bestimmte Richtung: wärmend, kühlend, trocknend, befeuchtend, ausleitend. Und da sollte die Person schon wissen, was sie braucht. So empfehle ich am Tag nicht mehr als 1 – 2 Tassen Tee zu trinken. Die Kräuter im Tee hinterlassen eine Wirkung in den oben genannten Richtungen.

So wirken z. B. Pfefferminz, Melisse, Früchte-Tee kühlend. Pfefferminz wirkt durch seine Schärfe jedoch auch zerstreuend, das heißt hier die Hautporen öffnend und das Schwitzen erleichternd. Kamille wirkt kühlend und desinfizierend. Grüner Tee ist kühlend aber auch trocknend. Eine heiße Zitrone macht zwar im ersten Moment warm und wir denken gleich an Vit C. Dennoch hat sie einen hohen Anteil an Säuren, der die empfindliche Magenschleimhaut mancher Menschen zu Brennen bringt und sie sich wundert, was denn da vor sich geht. Und ja auch Alkohol kann uns in manchen Situationen Medizin sein. Doch sollte jeder wissen, was, wann und in welchem Maß das seine Wirkung hat. Also gilt auch beim Trinken: die Dosis macht das Gift.

Ein Tee den meine Klienten derzeit sehr gern mögen ist der Grüner Hafer-Tee. Er ist kühlend, leicht Feuchtigkeit ausleitend und nährt wunderbar das Yin, wozu wiederum die Guten und auch (den Motor) Kühlenden Säfte gehören.

Zu viel „Kauderwelch“? Dann sei mal neugierig was dir dein Körper über dich erzählt und womit du ihn auch beim Trinken unterstützen kannst. Ich berate dich gern dabei.