Himmel, Erde und Mensch

„Stehende Gewässer stinken“ – heißt es in einem Sprichwort.

„Bewegung bringt Veränderung“, ist wohl das Gegenstück.

Bei der Betrachtung von Bewegung und Bewegung gibt es meiner Meinung nach große Unterschiede.

Ich bin ein sehr bewegungsfreudiger Mensch, schon immer gewesen. Es gab Zeiten, da konnte es gar nicht genug davon geben. Jede Woche habe ich meinen Tanzen von Salsa und dann Argentinischen Tango gefrönt. Heute weiß ich, dass es nicht nur um die Bewegung nach Musik, die bekanntlich süchtig machen kann, ging. Es ging um Gemeinschaft, gesehen werden, Anerkennung…

Heute tanze ich Qi Gong. Das macht mich glücklich. Ich habe meinen Körper, wie er funktionieren kann (so wie es die Natur gedacht hat)  völlig neu entdeckt. Und das ist alles andere als langweilig. Im Gegenteil, damit konnte ich nach einem Unfall meinen rechten Arm wieder voll einsatzfähig machen, woran kein Arzt gedacht hätte.

Alles fängt bei den Füßen an. Hast du sie schon mal gespürt, wie sie die Verbindung mit der Erde eingehen? Bewegst du ein klein wenig die Basis, wirkt sich das bis nach oben zum Kopf aus.  Und was da noch alles dazwischen liegt. Hast du schon mal nach dem Qi (Energie) oberhalb deines Kopfes gespürt, wie es dich verbindet und alle Gelenke öffnen kann? Hast du dann schon mal deinen ganzen Körper als EINS gespürt, jede Zelle gleichzeitig. Es ist für mich Erfüllung pur. ICH als Menschlein zwischen den Himmels-Yang und dem Erden-Yin. Es ist alles da, was wir im Leben brauchen. Es ist ein Wunder geboren zu sein und sich selbst zu entdecken.

Inzwischen habe ich auch erfahren dürfen, wie ich mich anfühle, wenn ich ganz präsent bin – im Sein. Klingt komisch – ist es nicht. Es bringt Ruhe und Frieden, Konzentration auf das, was gerade getan wird, Freude das zu erleben. Ja und es gibt auch Tage, da legt sich ein Schleier darüber. Was mache ich hier eigentlich? Ist das alles richtig? Darf das so sein? Was denken die anderen darüber? Und und und. Bla Bla Bla… Dem auf die Schlinge zu kommen ist oft nicht einfach. Manchmal dauert´s auch ein bissel länger. Dennoch es gibt immer wieder ein Erwachen und immer länger anhaltend.

Schmerzen lassen uns auch erwachen. Ist nur nicht so toll, sie zu spüren. Auch damit habe ich meine Erfahrungen gesammelt. Ich habe einen Raum in meinen Körper gefunden, wo die Stagnationen (Chinesisch entstehen Schmerzen meist durch eine – sinnbildliche – Art verstopftes Wasserrohr, wo nichts mehr fließt, im Gegenteil immer noch mehr daran reibt und weh tut) wieder abfließen können. Und das sind meist ganz kleine sanfte Bewegungen mit der Aufmerksamkeit genau dort, wo der Raum entstehen soll. Es funktioniert.  Vielleicht nicht beim ersten Mal, dann halt etwas später, wenn wir besser vom Außen nach Innen schauen können.

Genutzt wird dieses Phänomen ja auch nach OP´s, wenn die Patienten gleich danach zur Reha  „bewegt“ werden. Ich finde es sehr wichtig zu schauen, ob die Intensität der Bewegung wirklich hilfreich ist. Mein Qi Gong Meister lehrt uns, dass ein Fitness-Studio oder hübscher „-Loft“ nicht notwendig ist. Sorgen wir jeden Tag für einen sanften Ausgleich zum Sitzen oder starren Stehen ist das bereits ausreichend. Und das Ganze dann noch an der frischen Luft wirkt doppelt gut.

Qi Gong setzt bei den Muskelfasern an, die unmittelbar an Knochen uns Sehnen entspringen. Es ist sozusagen die Basis für die darüber liegenden großen Muskelgruppen, die eher bei Krafttraining aktiviert werden. Und was nützt uns ein Körper wie ein Athlet, wenn drunter nur „Luft“ ist. Die „Luft“ ist anatomisch in uns Menschen nicht vorgesehen. Der Platz fehlt sichtlich dafür und macht ihn so den Organen streitig, die keine „Luft“ mehr bekommen und traurig werden können.

Qi Gong – Beweglich wie ein Bambus, unten mit den Wurzeln fest in der Erde – oben beweglich auch mal im Sturm. So soll es sein.