Kompott - Das Wort zum Sonntag

Als ich noch mit meinen zwei Beinen unter den Tisch mit weiteren 6 bis 10 Schwester-Eltern-Omas-Beinen saß, wurde gegessen was auf den Tisch kam. Gar keine Frage, ich kann mich nur an wenige Gerichte erinnern, die ich nicht mochte. Bin ich doch mit den Nahrungsmitteln groß geworden und mein Geschmack wurde auch auf dieser Ebene geformt. Jeden Sonntag gab es ein Fleischgericht. Fleisch als eine Nahrung, die meinen Eltern und ihren Eltern in entbehrungsreichen Zeiten oft versagt blieb. Das habe ich erst mal so übernommen…

Und es gab Kompott. Im Keller stapelten sich die Obstkompotte, wohl sortiert in den Regalen. Die zum großen Teil mit viel Arbeit in der Saison aus dem eigenen oder Nachbar-Gärten (mit Genehmigung) geernteten Früchte reichten von Apfelmus bis Zwetschgen. Und einmal im Jahr gab es sogar Pfirsiche aus Ungarn im Gemüseladen gleich an der Ecke, wo sich alle Familienmitglieder anstellten umso pro Zweibeiner eine zugeteilte Menge an Früchten erhalten zu dürfen. Darauf hatten wir immer ein Auge… Und die Eltern hatten ebenso ein Auge darauf, dass es Erdbeer-Kompott, was wir sehr mochten, nur zu Anlässen gab, die der Frucht angemessen waren.

Auch übers Jahr auf dem Land unterwegs, halte ich Ausschau nach Obstbäumen mit alten wohlschmeckenden Früchten. Mein Sortiment an eingemachten Obst ist nicht sehr groß. Überwiegend bringe ich Früchte zum Einkochen, die in der jeweiligen Saison gerade eine schnelle Verwertung brauchen. Und es ist nicht nur ein Genuss in den Keller solch ein Regal wie in der Kindheit zu sehen, sondern auch sich beim Öffnen der Gläser daran erinnern, wie die Früchte geerntet und verarbeitet wurden. Und dann kommt noch Dieses und Jenes Erlebnis der Zeit dazu, was Freude bereitet hat. Und genau darum geht es. Freude die Nahrungsmittel zu sehen, zu riechen, zu spüren, in der Küche zu verarbeiten und genussvoll zu verspeisen.

Doch nochmal zurück zum Kompott. Beim Einmachen von Früchten geht es hauptsächlich darum, die Energie (auf traditionellem Chinesisch – das Qi) zu bewahren. Durch den Prozess der Wärmezufuhr und unter Zugabe von Wasser, wird die Energie sogar noch erhöht.  Und nicht nur das. Alle guten Bestandteile der Früchte gehen ins Wasser über. Und wir Menschen brauchen viel dieser guten Flüssigkeiten im Körper. Es sind gute Säfte, die uns befeuchten. Besonders in der kalten Jahreszeiten leidet unser Organismus durch künstlich entstandene Trockenheit in beheizten Räumen. Auch durch den Stress, den wir uns aussetzten wird viel Flüssigkeit benötigt, ist es doch vergleichbar mit einen überhitzten Motor, der nach Kühlwasser verlangt.

Obst und Gemüse einzufrosten ist sicher eine schnelle Möglichkeit des Konservierens. Schauen wir jedoch in der Natur, essen wir kein Obst, welches den winterlichen Frost ausgesetzt wurde. Es erscheint uns als „Tod“ und das ist es letztlich auch. Es fehlt das Qi, welches dagegen beim Einkochen sogar noch verstärkt wird – wie schon erwähnt. Und was nützen uns Vitamine und Mineralstoffe, die nachweislich im Frostobst- und Gemüse noch enthalten sind, wenn unser Verdauungssystem u. a. durch fehlende Wärme (Verdauungsfeuer) diese wichtigen Bestandteile gar nicht an den Ort bringen kann, da das Transportmittel – Energie/Qi = Wärme fehlt.

Das Frostfach in meinem Haushalt bewahrt höchstens mal Fisch im Inneren auf. Da ich weit entfernt vom Meer wohne und sich Fisch nicht so gut einwecken lässt, darf es auch mal als Kompromiss was aus dem Froster sein.

Meine Lieblingsfrucht ist seit mehreren Jahren die Birne, die fast täglich in mein Hirsefrühstück zu finden ist. Ich gebe zu, die ist nicht aus dem eigenen Garten und im Winter auch von einen wärmeren Gebiet eingeflogen, wenn keine Einheimische zu finden ist.  Dafür verzichte ich fast ganz auf Südfrüchte. Die hier schon länger mitlesen, denken jetzt vielleicht: nun kommt der Satz wieder. Ja, er kommt J. Südfrüchte kühlen im Winter unseren Körper und somit unser Verdauungssystem. Und wer will schon ständig kalte Hände und Füße und einen inneren Kochtopf, der ohne Wärme kurz vor dem Einschlafen ist.

Für unseren Wasserhaushalt sind Kompotte mit Wasser gekocht am besten. Jedoch nutze ich auch Gee oder Kokosfett um aus darin gedünsteten Früchten ein leckeres Kompott herzustellen. Mit etwas bitterer Schokolade und Ingwer drüber darf es sogar auch im Winter mal eine sonst kühlende Banane sein. Pfirsisch-Rosmarin-Kompott passt auch gut zu einem herzhaften Gericht, wie auf dem Foto zu Süßkartoffel- Möhren-Sticks zu Mangold, oder Zwetschken in den Pflaumenknödeln, oder als Krönung auf Mandelkuchen.

Na dann, freuen wir uns auf den Sonntag – Kompottzeit -, oder schon etwas eher?

Was gibt es in deiner Küche für (Lieblings-)Kompotte?